Grundschüler zeigen laut aktueller Studie Leseschwächen auf - was hat das mit dem Medienkonsum zu tun?

Vor kurzem wurde in Berlin die internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) vorgestellt. Am 19.5. berichtete darüber die Bildzeitung und führte ein Interview mit Grundschulrektorin Barbara Mächtle, die vielleicht aussprach, was viele Grundschullehrkräfte in Deutschland erfahren uund denken. Sie wieß im Interview darauf hin, dass die Schulen ihrerseits viel tun, um das Lesen zu fördern. Und diese Bemühungen erlebe ich in meinen vielen Schulbesuchen ebenso. Das Problem scheint laut ihrer Einschätzung wo anders zu liegen, nämlich im Elternaus:

 „Wir sind machtlos. Wenn wir die Kinder fragen ‚Wie viele Bücher hast du denn zu Hause?‘, werden wir oftmals nur groß angeguckt und bekommen die Antwort: ‚Bücher? Sowas hab ich nicht.‘“

Stattdessen kosumierten sowohl die Eltern als auch die Kinder zu Hause übermäßig digitale Medien: Also, die Kinder "(...)würden sich (...) von TV, Playstation und Handys „berieseln lassen“." Und weiter:

„Eltern haben oft selber ihr Handy vor der Nase und es ist leider keine Seltenheit, dass Kinder schon im Kinderwagen ein Handy in die Hand gedrückt bekommen. Und ein Buch gegen ein Handy – da wird das Buch immer verlieren.“

Kein Wunder, denn die Medienindustrie hat viele sclaue Tricks auf Lager unsere Aufmerksamkeit auf die Medienangebote zu lenken. Genannt "Persuasive Methods".

Laut meiner Einschätzung als Experte für Medien und Prävention sehe ich ebenso einen Zusammenhang zwischen Leseschwäche und übermäßigem Medienkonsum. Digitale und Soziale Medien fördern das "Surfen": Kurz mal wieder TikTok shorts checken, youtube Kanal, Instagram, Mails und Messengers. Und das zig Mal pro Tag. Statt konzentriert (und Konzentration übt man in der Praxis ein, sie fällt nicht vom Baum) eine Sache mit möglichst wenig Ablenkung zu lesen, surft man kurz von Welle zu Welle, springt von App zu App, beginnt zu lesen und zu kucken und bricht oftmals ab bevor man den Inhalt bis zum Ende gelesen hat.

Mein Tipp: Wer die Lesefähigkeit und somit auch die Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, allgemeine Lebenskompetenzen und schulische Leistungen fördern möchte, sollte Kinder möglichst

  • Medien arm aufwachsen lassen, (die Medienindustrie ist sehr raffiniert in Sachen Kundenbindung - aufpassen!),
  • Medien sinnvoll, geregelt und gezielt einsetzen,
  • einen ungestörten Rahmen beim Lesen (keine digitale Medien in der Nähe) schaffen und
  • Begeisterung für analoge Handlungen in den Kindern erwecken (Sport, Kunst, Musik, analoge Spiele etc.)

Cheers, Martin Seidl

Über mich

Martin Seidl, Diplom Sozialpädagoge (FH), Suchtpräventionsfachkraft (AJ Bayern). Seit 12 Jahren über 300 Workshops und Vorträge zu Smartphones, Medienerziehung und Suchtprävention

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Workshops und Vorträge im Bereich der Medienprävention führe ich bundesweit durch mit Schwerpunkt Bayern, Oberbayern, Regensburg, Kehlheim, Ingolstadt. München, Landkreise Landsberg, Ebersberg, Erding, Altötting, Mühldorf, Fürstenfeldbruck, München, Miesbach, Bad Tölz, Traunstein, Starnberg, Berchtesgadener Land, Garmisch, Freising und Weilheim.